Einige Hunde leiden unter Angst, oftmals aufgrund von zurückliegenden traumatischen Erfahrungen. Um wieder eine Vertrauensbasis zum Tier zu schaffen, erfordert es Liebe, Geduld und Zeit.
Wir wollen Dir mit diesem Ratgeber helfen, die Angst Deines Hundes besser zu verstehen und Dir Tipps für den richtigen Umgang mit einem Angsthund geben.
Das Wichtigste in Kürze
- Nehme Anzeichen für Angst bei Deinem Hund wahr
- Geduld und Gelassenheit werden von Dir erwartet
- Überflute Deinen Hund nicht mit Reizen
- Vertrauen entsteht nicht von heute auf morgen
- Ängstliche Hunde kommen oft aus schlechten Verhältnissen und haben schon viel erlebt
Hintergründe: Was Du über ängstliche Hunde wissen solltest
Wie entsteht überhaupt Angst bei Hunden und wie äußert sie sich? Diese Fragen beantworten wir im Folgenden, damit Du Verhaltensweisen Deines Hundes besser deuten und auch nachvollziehen kannst.
Wie entsteht Angst bei Hunden?
Jeder Hund kann Angst entwickeln. Für die Entstehung dieser Angst gibt es oft konkrete Gründe, wie psychische und körperliche Misshandlungen des Hundes. Angst kann aber auch ohne ersichtlichen Grund auftreten. Drei Formen der Angstentstehung sind hier für Dich aufgelistet.
Traumatisches Ereignis mit Auslöser
Hierbei wirkt sich eine Situation, die der Hund in der Vergangenheit erlebt hat, auf die Gegenwart aus.
Traumatisches Ereignis nicht durch den Auslöser
Der Hund erlebt ebenfalls ein traumatisches Ereignis und hat deshalb Angst, aber bezieht diese Angst auf etwas Unbeteiligtes.
Kein traumatisches Ereignis
Wie oben beschrieben, kann Angst auch ohne Grund auftreten. Das heißt aber nicht, dass man die Angst nicht behandeln kann.
Wie äußert sich Angst bei Hunden?
Es gibt viele unterschiedliche Anzeichen, die darauf hindeuten, dass ein Hund Angst hat.
Verhalten | Bedeutung |
---|---|
Bellen | Hunde bellen aus Angst, damit sie Aufmerksamkeit bekommen oder weil sie etwas vertreiben möchten, das ihnen Angst bereitet |
Aufmerksam sein | Dazu gehört hektisches rumlaufen und sich vermehrt umgucken, um mögliche Gefahren zu erkennen |
Zittern | Genau wie Menschen können Hunde vor Angst zittern. Oft zittern Hunde aber nur, weil ihnen kalt ist |
Schwanz einklemmen | Der Hund legt den Schwanz hierbei an die Hinterbeine oder bis an den Bauch an |
Essverhalten | Der Hund frisst oft weniger, wenn er Angst hat und verliert an Gewicht |
Flucht | Hunde fliehen, wenn sie viel Angst verspüren |
Zerstörung | Aus Angst werden Gegenstände, wie Möbel zerstört. Kauen an Gegenständen eine beruhigende Wirkung auf Hunde. |
Im Kreis gehen | Diese Verhaltensweise sollte ebenfalls beachtet werden, da im Kreis gehen Angst signalisiert |
Geschäft im Haus erledigen | Auch stubenreine Hunde machen ihr Geschäft aus Angst oft in den vier Wänden, oft machen sie dies versteckt, damit es keiner mitbekommt |
Beschwichtigung | Hierbei wendet der Hund sich beispielsweise ab, erstarrt oder hebt das Bein. Durch dieses Verhalten versucht der Hund Gefahren abzuwenden |
Weißt Du ab und zu nicht so recht was Dein Hund Dir mit seinem Verhalten mitteilen möchte? Dann schau Dir dieses kurze Video an. Es hilft Dir dabei die Körpersprache Deines Hundes besser zu verstehen und darauf einzugehen.
Was tun gegen Ängstlichkeit bei Hunden: Tipps, die funktionieren
Um der Angst die Stirn zu bieten sind von Dir vor allem Ruhe und Geduld gefragt. Was Du sonst noch wissen solltest, erfährst Du jetzt.
Wie kann ich ein erstes Vertrauen zum Angsthund aufbauen?
Manchmal haben Hunde Angst vor ihrem neuen Besitzer, vor allem wenn es sich um ein Tier handelt, welches aus schlechten Verhältnissen kommt.
Wenn das bei Dir der Fall ist, ist es wichtig die Zuwendung, die Du Deinem Hund gibst mehr und mehr zu steigern, um ein Vertrauen aufzubauen. Zuerst kannst Du versuchen, dass der Hund etwas Futter aus Deiner Hand frisst. Zudem solltest Du Dich am Anfang für ein paar Minuten einfach zu ihm setzen und versuchen, ob er es mag gestreichelt zu werden. Später könnt ihr dann Zerr- und Beißspiele spielen, dabei solltest Du ihn gewinnen lassen. Wichtig bei all dem ist, dass Du stets geduldig bleibst.
Umgang mit ängstlichen Hunden
Vor allem in der ersten Zeit ist es wichtig auf einige Punkte zu achten. Die Wichtigsten sind hier für Dich zusammengestellt:
Sicherheit
Ängstliche Hunde entwischen sehr schnell. Selbst wenn Du Deinen Hund in der ersten Zeit nur in den Garten lässt, solltest Du ihm eine Schleppleine anlegen. Wenn es dann zum Gassi gehen übergeht, sind Geschirr, Leine, Halsband und Schleppleine unumgänglich.
Ruheplatz
Vor allem Tiere, die schon viel erlebt haben müssen sich erst mal an die Ruhe gewöhnen. Dafür solltest Du dem Hund einen schönen Platz einrichten. Dafür eignet sich ein Hundekissen oder einige Decken. Folgendes solltest Du dabei beachten: Der Liegeplatz sollte so platziert werden, dass sich zur Rückenseite des Hundes hin niemand nähern kann. Das ist für den Hund angenehmer. Außerdem sollte der Hund von seinem Platz aus alles überblicken können.
Um eine Vertrauensbasis zu schaffen, bietet es sich an die erste Zeit im gleichen Raum wie der Hund zu schlafen.
Ignoranz
Das bedeutet nicht den Hund links liegenzulassen, sondern ihn in der ersten Zeit nicht zu viel zuzumuten. Damit ist gemeint ihn nicht zu viel zu streicheln und Ähnliches, dadurch kann er dann selbst das Tempo bestimmen. Außerdem beobachten Hunde viel, auch wenn Du denkst sie schlafen, nehmen sie ihr Umfeld gut wahr. Das führt dazu, dass der Hund seine Ängste reduziert. Wichtig ist auch, dass erstmal Ruhe einkehrt, das heißt keine Besucher oder zu viel Aufregung.
Knurren
Was viele nicht wissen: Knurren drückt grundsätzlich keine Aggression des Hundes aus, sondern will der Hund vielmehr etwas wie „Bitte gib mir Abstand“ oder „Ich bin unsicher und fühle mich bedroht“ oder auch sowas wie „Ich vertraue dir noch nicht“ vermitteln. Du kannst dann aus etwas Entfernung versuchen ihn zu beruhigen.
Das Geschäft in den vier Wänden machen
Jetzt bitte nicht schimpfen, sondern die Situation ignorieren. Der Hund macht der aus Angst.
Spaziergänge
Such Dir am Anfang ruhige Orte, ohne viel Lärm und viele Menschen. Nach und nach kannst Du dem Hund dann mehr zumuten.
Dieses kurze Video zeigt Dir ein Hundetraining mit einem sehr ängstlichen Hund. Vielleicht kannst Du das ein oder andere mitnehmen und selbst ausprobieren.
Wie kann ich das Selbstbewusstsein meines Hundes stärken?
Um das Selbstbewusstsein Deines Hundes zu stärken, haben wir 3 Tipps für Dich:
Lasse Deinen Hund selbst entscheiden
Durch Erfahrungen werden auch Hunde schlauer, deshalb solltest Du ihn in Situationen, in denen das möglich ist auch mal selbst entscheiden lassen. Bei einer guten Entscheidung ist eine Belohnung gut, hingegen bei einer schlechten Entscheidung ist Bestrafung fehl am Platz. Lass ihn für den Anfang beispielsweise mal entscheiden in welche Richtung ihr heute spazieren geht.
Lasse Deinen Hund Denken
Mit Intelligenzspielen förderst Du nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern auch die Kreativität Deines Hundes. Du kannst einige Leckerlies verpacken, welche Dein Hund wieder befreien muss, dabei entwickelt der Hund Lösungsstrategien und das ist sehr effektiv. Als Verpackung kannst Du alles Mögliche nehmen. Beispiele für geeignete Verpackungen sind ein leerer Eierkarton, Kreppband oder ein leerer Schuhkarton. Wie Du siehst, ist dafür gar nicht viel Aufwand nötig, aber die Wirkung ist umso größer.
Gebe Deinem Hund Sicherheit
Dein Hund sollte wissen, dass Du immer für ihn da bist und Hilfe bietest. Was dabei gar nicht geht ist, wenn Du Deinen Hund verletzt, ängstigt oder erschrickst.
Weitere Tipps bei ängstlichen Hunden
Pheromone
Pheromone können gegen Angst und Stress bei Hunden eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um chemische Botenstoffe, welche zur Übertragung von Informationen dienen und eine Reaktion beim Tier auslösen.
Tierpsychologie
Auch ein Tierpsychologe kann eine große Stütze bei einem Angsthund sein. Zu Beginn der Beratung wird zuerst ein Anamnesegespräch stattfinden, danach wird ein Therapieplan erstellt und dieser wird dann gemeinsam mit dem Tierpsychologen abgearbeitet.
Was Du sonst noch über ängstliche Hunde wissen solltest
Hier findest Du weitere nützliche Informationen zum Thema.
Weitere typische Auslöser für Angst beim Hund
Die Tabelle zeigt einige typische Angstquellen von Hunden.
Auslöser | |
---|---|
Angst vor Trennung | Das tritt auf, wenn der Hund alleine ist oder das Herrchen (Bezugsperson) nicht da ist |
Angst vor Gegenständen | Hunde können so gut wie vor jedem Gegenstand Angst haben, aber häufig sind es sehr laute Gegenstände, wie der Staubsauger |
Angst vor anderen Hunden | Diese Art von Angst kann durch ein traumatisches Ereignis auftreten, aber auch ohne erkennbaren Grund |
Angst vor dem Autofahren | Hierbei wehrt sich der Hund oft gegen das Einsteigen, bei manchen Hunden kann selbst der Anblick eines Autos Panik auslösen |
Angst vor Geräuschen | Sehr laute Geräusche, wie das Feuerwerk an Silvester, der Staubsauger oder Ähnliches lösen bei vielen Hunden Angst aus |
Was kann ich tun, wenn der Hund sich nicht anleinen lässt?
Versuch, dass Dein Hund etwas Positives mit der Leine verbindet. Das kannst du erreichen, indem Du das Anleinen mit positiven Reizen koppelst. Beispielsweise kannst Du direkt nach dem Anleinen mit Deinem Hund spielen oder ihm ein Leckerchen geben, was er besonders gerne mag.
Was kann ich tun, wenn mein Hund entläuft?
Jetzt ist erst mal Ruhe bewahren angesagt. Am besten ist, den Ort an dem der Hund weggelaufen ist nicht zu verlassen, denn oft kehren sie an diesen Ort zurück. Planloses Nachlaufen ist eher weniger erfolgreich, denn dadurch kann der Hund noch mehr Angst bekommen .
Wenn die Suche erst mal erfolglos ist, solltest Du Deinen Hund bei einigen Ansprechpartnern als vermisst melden. Dazu gehören: Polizei, Tierheime/ Tierschutzvereine, Tierärzte und die Stadt/ Gemeinde.
Bei Sichtung des Hundes ist es wichtig, dass Du nicht panisch reagierst, das heißt Du solltest nicht weinen oder schreien, sondern die Gefühle für Dich behalten. Wichtig ist sich ruhig zu verhalten, am besten kniet man sich hin und versucht den Hund vorsichtig zu locken.
Was kann ich tun, wenn mein Hund Angst an Silvester hat?
Damit die Knallgeräusche etwas abgedämpft werden, kannst Du Musik anmachen. Am besten klassische Musik, das entspannt Hunde nachweislich. Wenn Dein Hund Nähe sucht, lass das zu und vermittle, dass Du ruhig und gelassen bist. Zudem solltest Du Deinen Hund tagsüber auslasten und beschäftigen, damit er abends müde ist und sich nicht so viel mit der Angst beschäftigt. Pheromone sind auch hier geeignet um Stress zu reduzieren.
Fazit
Wer einen ängstlichen Hund bei sich aufnimmt oder bereits besitzt, muss damit rechnen, dass es einige Zeit dauert, bis das Tier wieder eine Vertrauensbasis aufbaut. Meist haben die Tiere viel Schlechtes erlebt und sind traumatisiert, es kann aber auch sein, dass die Angst ohne jegliches Trauma entstanden ist. Fest steht, es ist ein langer Prozess, aber schlussendlich werden sich Deine Mühe und Geduld auszahlen und Du bekommst die doppelte Menge an Liebe und Treue von einem Hund zurück.
Wir wünschen Dir und Deinem Vierbeiner weiterhin viel Glück.
Weiterführende Quellen
Weitere Trainingstipps vom Profi
Weitere Informationen zum Umgang mit Angsthunden